Beaver Creek bis Yukonbrücke 654 Km Kanutour Heinz und Helge 2010
Zwei Jahre Vorbereitung auf unsere erste Kanutour in der Wildnis Alaskas, dann war es so weit. Am 30.09.2010 ging unser Flugzeug von Frankfurt nach Fairbanks. Wie vereinbart, holte uns Peter am Flughafen von Fairbanks nachmittags um 15.00 Uhr ab. Die Fahrt war schon etwas anders als bei uns in Deutschland, der Verkehr ist nicht so dicht und die Verkehrsschilder sind bedeutend weniger, aber sehr übersichtlich. Die Fahrt zu Peter dauerte keine 20 Minuten und wir standen vor der Blockhütte, die wir für die nächsten zwei Tage beziehen sollten. Nachdem wir unsere Koffer abgestellt und uns etwas eingerichtet hatten, trafen wir uns auf der Veranda zum ersten Informationsgespräch für die Kanutour. Das Wetter war nicht besonders, es waren dunkle Wolken zu sehen und es regnete ab und zu. So sollte es die nächsten Tagen bleiben, regnerisch und sehr viele Wolken. Wir lernten an diesem Nachmittag bzw. Abend noch Alex und Tim kennen, zwei 25 Jahre alte Deutsche, die sich zwei Jahre eine Auszeit nehmen wollen um Alaska besser kennen zu lernen. Sie verdienen ihren Unterhalt mit Gelegenheitsarbeiten und brauchen zusätzlich ein kleines Budget auf, das sie sich bereits zu Hause für diese Tour angespart haben. Den Yukon von Kanada aus bis nach Fairbanks sind beide mit dem Kanu gefahren. Jetzt wollen beide wie Helge und ich auch den Beaver Creek befahren, aber nur die kurze Strecke im Oberlauf. Am Abend lernten wir noch Mario und Holger kennen, auch zwei Deutsche die seit vielen Jahren im Juni zu Peter kommen und Ende September wieder nach Deutschland zurück fliegen. Beide arbeiten mit einem Arbeitsvisum was so anfällt, haben sie uns erzählt. Wir waren von unserem ersten Tag hier bei Peter schon sehr beeindruckt.
Den zweiten Tag ließen wir etwas locker angehen. Nach dem Frühstück zeigte uns Peter unser Kanu, mit dem wir einen Tag später dann los paddelten. Am Vormittag wurden die Lebensmittel für die vorgesehenen 21 Tage eingekauft. Peter gab sehr gute Tipps, was für eine solche Tour wichtig und notwendig ist. Danach wurde alles was wir mit in die Wildnis nehmen wollten in luftdichte und geruchsichere Tüten eingepackt. Jetzt wurde es langsam ernst. Die ganzen Sachen, die Helge und ich mitnehmen wollten, wurden in wasserdichte Motorradsäcke verstaut und es wurde das Kanu „probegepackt“. Auf die Gewichtsverlagerung machte uns Peter aufmerksam und vieles mehr, was sehr wichtig ist beim Packen des Kanus. Konzentriert hörten wir Peter zu und versuchten seine Aussagen in die Tat umzusetzen, was uns sehr gut gelang. Jetzt stand uns nichts mehr im Wege, morgen geht es los. Endlich……..
Am Sonntag dem 05.09.2010 um 12.00 Uhr nachmittags ging unser lang ersehnter Traum in Erfüllung, wir legten am oberen Nome Creek ab. Verabschiedeten uns noch von Peter, Alex und Tim und dann fuhren wir bei kristallklarem Wasser los. Der Wasserstand war nicht sehr hoch und wir mussten schon nach zweihundert Metern das erste Mal aussteigen und das Kanu über den Kies ziehen. Immer wieder wurden wir gezwungen auszusteigen und das Kanu zu ziehen, dann fuhren wir eine Zeitlang wieder und stiegen wieder aus. So ging das bis abends bis wir eine sehr große Kiesbank sahen und beschlossen, dort unser erstes Camp aufzuschlagen. Das Camp war recht schnell aufgebaut, das Feuer für unser erstes Abendessen brannte und schon waren wir beim Abendessen. Nach dem Aufräumen setzten wir uns vor unseren Zeltvorbau und schauten dem mittlerweile immer mehr werdendem Regenschauer zu. Wir beschlossen einen Tag hier zu bleiben und uns mal die Gegend anzuschauen. Die ganze Nacht regnete es fast ununterbrochen. Zweimal schauten wir nach dem Wasserstand, wie Peter es uns gesagt hatte. Unser „Wasserstein“ den wir am Wasserrand als Markierung hingelegt hatten zeigte uns, dass der Wasserstand ein wenig angestiegen, aber nicht beunruhigend war. Am nächsten Tag holten wir die Angel heraus und Helge fing gleich eine sehr große Esche, die in Alufolie gleich auf das Feuer gelegt wurde und sehr gut schmeckte. Wie die anderen, die wir in den darauf folgenden Tagen noch fangen sollten. Am Morgen des dritten Tages, schlugen wir unser Camp ab und um 8.00 Uhr morgens ging die Tour weiter. Das Kanu war gut gepackt und wir mussten nicht mehr so oft aussteigen, um das Kanu zu ziehen; der Wasserstand hatte sich etwas gebessert. Anstrengend war es auf jeden Fall immer noch. Der Regen und der Wind machten uns ganz schön zu schaffen. Wir waren froh, als wir nachmittags wieder eine große Kies Bank fanden und unser zweites Camp aufbauten. Hier verbrachten wir dann zwei Tage. Wir angelten und stellten unsere Verpackungsweise etwas um. Was uns bis dahin ein wenig umständlich erschien, wurde jetzt etwas praktischer gepackt. Um das Camp auf- bzw. abzubauen und das Kanu zu packen, ging nun in viel kürzerer Zeit. Bisher hatten wir nur Wolken und immer wieder Regen gehabt, heute sahen wir etwas blauer Himmel und am Nachmittag waren die Wolken ganz weg und die Sonne schien. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, es sollte so die nächsten 28 Tage bleiben, was in den letzten 30 Jahren in Alaska nicht mehr der Fall war. Man spricht sogar vom längsten Indian - Summer seit der Wetteraufzeichnung. Ein Hochdruckgebiet hatte sich über Alaska festgesetzt. Da wir das von der Wetterlage nicht wussten, beschlossen wir jeden Tag an dem die Sonne schien zu paddeln. Wir hatten ja erlebt wie es ist bei Regen und Wind zu fahren. Spiegelglattes Wasser, dunkelblauer Himmel und die gelben und roten Blätter der umfärbenden Birken und Laubwälder waren ein Traum. Das Kanu schob sich Meter um Meter an der Landschaft vorbei, so dass man glauben konnte, man sitzt in einem Kino und die wunderschöne Landschaft zieht an einem vorbei. Ständig hatten wir neue Landschaftsbilder vor uns, der Beaver Creek windet sich wie ein Wurm durch die Landschaft. Die White Mountains waren sehr schön zu sehen und in den darauf folgenden Tagen fuhren wir an den Berghängen langsam vorbei. Wir waren begeistert und konnten wunderschöne Bilder machen. Da wir die schönen Tage ausgenutzt hatten und jeden Tag von morgens 8.00 Uhr bis abends ca. 16.30 Uhr paddelten, legten wir schon eine ganz schön lange Strecke zurück. Am Abend des 8.Tages sahen wir Jäger, die auf Elchjagd waren. Wir fragten sie, ob sie uns vielleicht unseren genauen Standpunkt auf der Karte zeigen könnten, wir waren uns nicht so ganz sicher, wo wir uns zurzeit befanden. Die zwei Jäger waren sehr freundlich und zeigten uns auf der Karte unseren Standort. Wir waren erst überrascht und wollten es gar nicht glauben, wir waren gegenüber vom Victoria Creek also schon am Flugplatz, an dem Alex und Tim 10 Tage später ausgeflogen werden sollten. Wir fragten die Jäger auch wie denn das Wetter in den nächsten Tagen werden sollte und die sagten uns, dass es noch ein paar Tage so schön bleiben sollte. Helge und ich beschlossen, weiterhin jeden Tag, an dem die Sonne schien, zu paddeln und das schöne Wetter auszunutzen. Die nächsten Tage wurden von der Landschaft her immer ebener. Wir sahen die Berge nur noch in der Ferne und einen Tag lang fuhren wir nur an verbrannten Bäumen vorbei, die 2004 einem Feuer zum Opfer fielen. Bieber sahen wir die ganzen Tage immer wieder. Ab und zu erschraken Helge und ich, wenn ein Bieber neben unserem Kanu mit dem Schwanz auf das Wasser haute und abtauchte, was sich anhörte, wie wenn jemand einen großen Stein ins Wasser werfen würde. Biberburgen überall und Spuren von abgenagten Bäumen und Weidensträucher, sahen wir die ganze Tour hindurch überall an der Kanustrecke. Einen Luchs sahen wir am 10. Tag morgens, als wir losfuhren, gleich ca. 1000 m nach unserem Camp Platz. Der Luchs war am Beaver Creek Wasser saufen und schaute uns ganz erschrocken an, dann sprang er ins Dickicht und war verschwunden. Mehrere Weiskopfseeadler konnten wir bei der Tour beobachten und auch aufnehmen. Schneehühner, Enten, Schwäne, Gänse, Kraniche, zwei Eulen, ein kleiner Marder und einen Polarfuchs konnten wir sehen bzw. beobachten. Aber uns blieb der Anblick eines Bären, Wolfes oder Elches als „Fabelwesen“ in Erinnerung. Weder Schwarzbär noch Grizzly, Wolf oder Elchbullen, nichts war zu sehen von denen. Ach doch, ich habe immer nur die Elchbullen, die wir vielleicht hätten sehen können wenn die Jäger nicht so schnell gewesen währen, auf den Schlauchbooten gesehen. Hier lagen die abgetrennten Köpfe mit Geweihen der Elche auf dem Bootsdach festgebunden und das Fleisch wurde in den Alukisten schön klein geschnitten, bis zum Flughafen gefahren und dann ausgeflogen aus der Gegend. Anschließend schauten sich die Jäger nach dem nächsten Elchbullen in der Gegend um………..
Wir bzw. ich stellte fest, dass die Natur jeden Fehler den man macht erbarmungslos ausnützt und bestraft. Als wir das Kanu noch im Oberlauf ziehen mussten schaute ich nicht vor mich in die Richtung in der wir das Kanu zogen sondern in der Gegend herum und schon rutschte ich in ein tiefes ausgewaschenes Loch im Fluss und das Wasser stand in den Wattstiefeln. Also Wattschuhe ausziehen, trocknen, Strümpfe und Hose wechseln. Ein paar Tage später lag ein Baum im Wasser und wir mussten aussteigen um das Kanu vorbei zu ziehen. Auch hier schaute ich nicht vor mich und rutschte aus und lag im kalten Wasser. Was ein Glück schien die Sonne und wir hatten uns einen „Notsack“ zusammen gestellt für so einen Fall. Ich musste mich komplett umziehen und die Watthosen wurden mit Einmaltüchern ausgetrocknet. Das ganze dauerte fast eine Stunde. Geläster von Helge musste ich mir auch noch anhören, was aber sehr viel Spaß gemacht hat.
Ende Teil 1